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Nele - Zwischen Panikattacken und Nomadenleben | Teil 1

Nele, eigentlich Daniela, kommt aus Süddeutschland, aus einer ländlichen Region zwischen der Schweizer Grenze und dem schönen Schwarzwald. Sie ist dort ziemlich behütet aufgewachsen, in ihrer kleinen heilen Welt, mit Mama, Papa und Schwester, badischen Kühen und ihrem Hasen Mandy. Doch dann gibt es einen Bruch. Es ist die Angst, die sich schleichend, nahezu unbemerkt ausbreitet, sich ihren Weg in Neles Innerstes bahnt. Warum oder wo diese Angst herkommt, das weiß die damals 14-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Lange bemerkt sie nicht einmal, dass es Angst ist, die sie von Innen heraus auffrisst. Sie weiß nur: „Da ist etwas.“ 

 

Nele leidet an an einer Angststörung und an Panikattacken. Acht Jahre dauert es, bis sie eine Therapie beginnt. Mit der wird es besser. 

 

Heute genießt Nele das Leben einer Digitalnomadin. Als wir das Interview führten war sie in Mexiko. Inzwischen ist sie in Costa Rica und wenn du das hier liest ist sie vermutlich schon wieder irgendwo anders auf der Welt. Vielleicht auch gerade mal wieder in ihrer beschaulichen Heimat. Die Badenerin erzählt uns von ihrem Spagat zwischen der Angst und dem Nomadenleben und davon, wie viel Überwindung es braucht, um diesen mutigen Schritt in ein nahezu unabhängiges Leben zu wagen.

 

Nele, du bist gerade in Mexiko, in Playa del Carmen am Strand. Ein wunderschöner Ort, deine Bilder lassen mich regelmäßig in sehnsüchtige Gedanken versinken. Wie gern wäre ich dort im türkis-blauen Wasser, die Sonne und das kühle Nass genießen. Du würdest es vermutlich vorziehen, mit einem Drink in der Hand am Strand zu sitzen und die heranrollenden Wellen oder das Glitzern der Sonne auf der Wasseroberfläche aus sicherer Entfernung zu beobachten. Du hast Angst vor Wasser. Warum?

Wie du ja weißt, gab es eine Zeit in meinem Leben, in der ich sehr viele Ängste hatte, in der mein Leben quasi nur aus Ängsten bestand. Die Angst vor dem Wasser und ein paar andere sind leider geblieben. 

 

Hast du eine Ahnung, woher die Angst vor dem Wasser kommt? Gab es da ein Erlebnis?

Das gab es. Ich habe als Kind einen Schwimmkurs besucht. Damals sind die Schwimmlehrer nicht mit ins Wasser gegangen. Total bescheuert (schüttelt den Kopf). Es war im Nichtschwimmerbecken und ich war groß genug, um stehen zu können, trotzdem bin ich irgendwie mit dem Kopf unter Wasser geraten und kam da nicht alleine wieder raus. Ich weiß noch, wie ich mich am Geländer hochgehangelt und wie ich unter Wasser Panik bekommen habe. Seit diesem Erlebnis bin ich für lange Zeit nicht mehr ins Wasser und habe erst in der weiterführenden Schule in der 8. Klasse schwimmen gelernt. Ich fühle mich einfach nicht sicher im Wasser und bekomme leider noch immer, wenn ich mit dem Kopf unter Wasser bin, Panik. Also leider auch beim Schnorcheln.

„Mein Herz begann zu rasen bis es irgendwann so schnell schlug, dass ich dachte es würde jeden Moment aus meiner Brust springen.“

Das klingt nach einem traumatischen Erlebnis. War das der Beginn deiner Angst(-störung)?

Ich weiß gar nicht genau was der Beginn war, und das wurde auch bei der Therapie nie genau herausgefunden. Ich denke, es war die Kombination aus vielen Erlebnissen in der Vergangenheit, die diese Krankheit bei mir ausgelöst haben. 

Aus deiner Angst wurde damals schnell Panik und aus der Panik wurden richtige Panikattacken. Die hattest du nicht nur unter Wasser, sondern auch in anderen Situationen. Wie sahen diese Attacken aus? Wie müssen wir uns das vorstellen?

Am Anfang war es nur so, dass es mir über einen langen Zeitraum immer schlecht ging. Ich hatte sehr oft mit Schwindel und Herzrasen zu kämpfen, fühlte mich oft nicht gut, war in mich gekehrt und zog mich zurück. 

 

Wenn etwas bevorstand, mit dem ich mich nicht 100% wohlgefühlt habe, reagierte eben mein Körper. Wie viele Verabredungen und Veranstaltungen ich damals abgesagt habe – unglaublich! Aber mir war gar nicht klar, dass das Panikattacken waren. Wir sind über die Jahre zu verschiedenen Ärzten gerannt. Ich hatte vor allem Sorge wegen der Sache mit dem Herzen. Wenn in jungen Jahren dein Herz Probleme macht, hast du Angst, schwer krank zu sein. 

 

So fing alles an. Ich ging einfach immer weniger unter Menschen.

 

Und wenn ich doch mal unter Leuten war und in einer Situation, in der ich mich unwohl fühlte, fing es an mit einem Hitzegefühl. Ich fühlte mich, als wären 45 Grad und gleichzeitig rann mir kalter Schweiß über den Körper. Mein Herz begann zu rasen bis es irgendwann so schnell schlug, dass ich dachte es würde gleich jeden Moment aus meiner Brust springen. Hinzu kam dann ein starkes Schwindelgefühl. So eine Attacke dauerte meistens nur ein paar Minuten, aber danach war ich jedes Mal so fertig – es hat den Körper extrem geschlaucht!

„Angst ist nicht logisch. Auf einmal ist sie da und stellt dein ganzes Leben auf den Kopf.“

„Die Angst kam schleichend. Über Jahre hinweg hat sie sich immer mehr in mir ausgebreitet und Besitz von mir ergriffen. Sie hat mich verändert. Irgendwann war der Zeitpunkt da, an dem sie mich komplett in der Hand und die Führung über mein Leben übernommen hatte. Viele Jahre hatte ich nur die körperlichen Auswirkungen der Angst gespürt. Dass das alles Alarmsignale meiner Seele waren, habe ich viel zu lange unterschätzt.“ Auszug aus Neles Buch: „Die Angst in mir: Panikattacken verstehen und überwinden“.

Was waren das für Situationen in denen du dich unwohl gefühlt hast, in denen diese Attacken hervorgerufen wurden?

In ganz unterschiedlichen Situationen. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Dinge, vor denen ich Angst hatte. Angst vor Höhe, Angst vor Hunden, Angst in engen Räumen, Angst in warmen Räumen, Angst vor Menschen zu sprechen, Panik beim Autofahren …

Die Angst, die mich am Meisten beeinträchtigt hat, war die Angst einfach umzufallen. Das hat mich immer begleitet. Ich liebte es zu tanzen, aber ein Konzert zu besuchen oder in einem Raum mit warmer, stickiger Luft und vielen Menschen zu feiern, das war für mich schier undenkbar.

 

In solchen Fällen spricht mensch von einer Phobophobie, also einer Angst vor der Angst. "Es gibt Leute, die zwar Panikattacken haben, aber trotzdem nur wenig in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind", weiß Dr. Christoph Correll, Direktor der psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche der Berliner Charité. "In dem Moment, wo man Angst vor der Angst hat, geht man nicht mehr raus", erklärt der Wissenschaftler im Juni 2020 dem Tagesspiegel. 

Angst gehört zu unserem Leben dazu. Sie ist ein überlebenswichtiges Signal, schützt uns ganz natürlich vor Gefahren. In Deutschland sind 2017 etwa 15 Prozent der Menschen von Angststörungen betroffen, teilte die Deutsche Gesellschaft für Angstforschung mit. Sie sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Allein in Europa litten 2017 rund 60 Millionen Menschen darunter, etwa zwölf Millionen waren es in Deutschland. Die Dunkelziffer war und ist natürlich sehr hoch. Viele Menschen wissen das, was sie fühlen nicht einzuordnen. Ähnlich wie bei Nele. Anderen ist es unangenehm, sie sehen die psychische Erkrankung als Schwäche und verstecken sie. Wenn die Angst einen Höhepunkt erreicht, der einen Menschen nahezu überwältigt, der einem das Gefühl gibt, die Kontrolle über Körper und Geist komplett zu verlieren, dann spricht man von einer Panikattacke.

 

In den Corona-Jahren ist die Zahl der psychischen Erkrankungen deutlich angestiegen. Forscher der Universität in Queensland veröffentlichten in einer Studie, dass es 2020 etwa 76 Millionen zusätzliche Fälle von Angststörungen und 53 Millionen zusätzliche Fälle von Depressionen weltweit gegeben habe. Noch nie gab es so viele Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in Deutschland, wie während der Pandemie. Noch nie haben so viele Menschen ihren Job gekündigt ohne etwas neues zu haben. Auch das ist auf die psychische Belastung der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen zurück zu führen. Das ergab eine Studie der DAK in 2021. Besonders stark betroffen seien laut Krankenkassen und Kliniken aber Kinder und Jugendliche. Die anhaltende Zunahme psychischer Erkrankungen bei Minderjährigen wurde durch die Pandemie noch beschleunigt. Nicht unerheblich viele kleine Menschen denken in jungen Jahren über Suizid nach (Cousy-Studie, UKE). Mediziner auf der ganzen Welt sind sich einig, dass Corona und alles was damit einherging und -geht, einen großen seelischen Schaden angerichtet hat.

Wann und wie hast du denn herausgefunden, dass es sich um Panikattacken und eine Angststörung handelte?

Irgendwann nach zahlreichen Arztbesuchen war ich nervlich so am Ende, weil da ständig diese Angst war schwer krank zu sein, dass sich bei mir eine kleine Depression einstellte. Deshalb bin ich zur Therapie. Es ging mir nur darum, wieder positiv in die Zukunft schauen zu können und wieder mehr Lebensfreude zu haben. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich es ein bisschen meiner Mutter zuliebe getan. Eigentlich war ich mir sicher, dass die Therapeutin nach dem ersten Termin sagen würde: „Sie brauchen keine Beratung“. Aber das Gegenteil war der Fall. Als sie mich mit den Worten verabschiedete: „Ich beantrage 20 Stunden für Sie – Sie leiden unter einer Panikstörung“, bin ich aus allen Wolken gefallen.

 

Das glaube ich dir. Kannst du dich erinnern, was das in dem Moment für ein Gefühl war? Wie ging es dir auf dem nach Hause Weg, mit dieser ersten Diagnose?

Ich war wie vor den Kopf gestoßen und wollte es gar nicht wahrhaben. Im ersten Moment nahm ich eine totale Abwehrhaltung ein und ich konnte das gar nicht so wirklich für mich annehmen.

Wie sah die Therapie bei dir aus? Wie seid ihr den Ängsten, die dich begleiteten auf den Grund gegangen?

Nachdem die Therapeutin feststellte, dass ich Panikattacken hatte, versuchten wir diese vorrangig in der Gegenwart zu behandeln, d.h schlicht und einfach zu lernen, mit ihnen klarzukommen. Für jede Angst, die es gab, gingen wir ein bisschen in die Vergangenheit, um herauszufinden, mit was diese Angst verbunden war. Teilweise waren da echt tolle Erkenntnisse dabei, die mir selbst nicht bewusst waren. 

 

Was waren das für Erkenntnisse?

Wir haben zum Beispiel herausgefunden, warum ich Angst hatte, wenn ich im Mittelpunkt stand. 

 

Das war ein Auftritt den ich damals mit einer Tanzgruppe hatte. Nach dem Auftritt wollten wir unserem Trainer vor allen Zuschauern auf der Bühne danken. Keiner wollte das übernehmen, also habe ich es eben gemacht. Auf der Bühne hatte ich dann einen Versprecher. Statt "Danke, dass du alles mit uns einstudiert hast", habe ich "einstuzudiert" gesagt. Die Menge hat gelacht. Ein nettes Lachen. Es war ja eine Fastnachtsveranstaltung. Trotzdem habe ich mich danach nie mehr getraut im "Mittelpunkt zu stehen", hatte große Probleme mit Vorträgen in der Schule oder überhaupt beim öffentlichen Sprechen vor anderen.

 

Und kannst du uns ein Beispiel geben, wie du mit einer bestimmten Angst im Alltag umgegangen bist? Wie du es geschafft hast, sie anzunehmen, mit ihr klar zu kommen?

Als erstes habe ich mein Umfeld eingeweiht und kein Geheimnis mehr um die Krankheit gemacht. Der Angst umzufallen habe ich beispielsweise dadurch entgegengewirkt, dass ich immer Wasser zum Trinken dabei hatte, eine Flasche, an der ich mich festhalten konnte. Irgendwann habe ich mich wieder getraut auf Partys zu gehen, weil ich meine kleinen Ventile gefunden. Ich habe mich zum Beispiel immer in der Nähe des Ausgangs aufgehalten.

 

Mit der Zeit habe ich dann selbst erkannt wenn ich wieder kurz vor einer Attacke stand und konnte mich selbst gedanklich ablenken und den Fokus auf andere Dinge richten. Das hat mir sehr geholfen. 

„Die Panik war nicht von heute auf morgen weg, aber wenn sie wieder kam, konnte ich sagen ‚Ach Hallo, hier bist du wieder. Na, dann schauen wir mal wie lange du heute bleibst.‘"

Hat die Therapie dir geholfen? Wie lang warst du in Therapie?

Ja die Therapie hat sehr viel bei mir verändert. Auch weil es eben nicht darum ging, die Panik zu bekämpfen, sondern sie anzunehmen und zu verstehen. Als bei mir selbst das Verständnis dafür wuchs, wie mein Körper reagierte und warum er so reagierte, konnte ich Stück für Stück besser damit umgehen. Die Panik war nicht von heute auf morgen weg, aber wenn sie wieder kam, konnte ich sagen „Ach Hallo, hier bist du wieder. Na, dann schauen wir mal wie lange du heute bleibst.“ Die Angst schwer krank zu sein war weg und ich lernte, offen mit meiner Krankheit umzugehen. Ich weihte immer mehr Freunde und irgendwann sogar Fremde ein. Das erleichterte es mir auch letztlich wieder rauszugehen und mein Leben wieder zu genießen. Die Menschen um mich herum wussten Bescheid, sie konnten entsprechend darauf reagieren. Das gab mir den Mut, Dinge einfach auszuprobieren oder sie eben abzubrechen, wenn es nicht mehr ging.

 

Die Therapie wurde auch nicht von heute auf morgen einfach beendet, sowas muss man Stück für Stück auslaufen lassen. Am Anfang hatte ich jede Woche eine Sitzung, irgendwann alle zwei, irgendwann nur noch einmal im Monat. Letztlich war ich fast 1,5 Jahre in Therapie.

„Die Angst war auf meiner Weltreise immer mit im Gepäck.“

2016 bist du für 13 Monate auf Weltreise gegangen, warst unter anderem in Australien, Neuseeland, Nicaragua und Kolumbien unterwegs. Wie bist du auf die Idee der Reise gekommen und was hat sie mit deiner Krankheit zu tun?

Ich würde mal behaupten, das Reisen hat letztlich dazu beigetragen, dass ich wieder der Mensch geworden bin, der ich eben bin. Anfang 2016, da war ich gerade fertig mit der Therapie, bin ich mit meiner Schwester für drei Wochen nach Kolumbien gereist. Das war eine große Herausforderung für mich und meine Angst. Das erste Mal Backpacking und das erste Mal alleine fliegen. Da war ich 27 Jahre alt. Zu Beginn war ich komplett überfordert. Du musst dir vorstellen, so eine Reise ist auch schon für gesunde Menschen anstrengend, aber für mich war jeder noch so kleine Step eine riesen Herausforderung. Schon beim Anstehen am Counter am Flughafen musste ich meine Panik bzgl. meines Kreislaufs unter Kontrolle halten. Bewusst atmen, sich vergegenwärtigen: „Du fällst jetzt nicht einfach um!“ 

 

Du hast einmal gesagt, die Weltreise sei das Beste gewesen, was du bisher in deinem Leben gemacht hast. Warum? Weil sie dir dabei geholfen hat, die Angst anzunehmen? Mit ihr umzugehen?

Ich glaube, wenn ich in meinem damaligen Alltag geblieben wäre, wäre ich nie so aus diesem Teufelskreis ausgebrochen. Aber auf Reisen musste ich einfach. In Kolumbien beschloss ich: „Ich muss mich wieder selbst finden, ich will wieder glücklich sein im Leben.“ Ich wusste, das würde nur funktionieren, wenn ich mein damaliges Leben komplett auf den Kopf stellte. Weil ich eigentlich ein Leben lebte, dass nicht wirklich zu mir passte. Und so war die Idee für die Weltreise geboren. Dort war ich auf mich alleingestellt. Ich kündigte meinen Job, meine Wohnung und ging Ende 2016 alleine auf Weltreise. Immer noch mit der Angst im Gepäck. Es gab keinen sicheren Hafen, keinen doppelten Boden. Aber durch all diese Erfahrungen und Erlebnisse bekam ich unglaubliches Selbstbewusstsein und während der Reise musste ich mich immer wieder meinen Ängsten stellen. Sei es den streunenden Hunden am Strand, bei abenteuerlichen Bootstouren oder der Höhenangst. Und ich erkannte für mich, wie viel ich doch eigentlich erreichen konnte und dass ich gar nicht so schwach war, wie ich immer dachte. 

 

Auch heute noch bin ich in manchen Dingen ängstlicher als andere Menschen. Aber es ist ok für mich. Das bin eben ich, es gehört zu mir. Die Angst zu verstehen und anzunehmen hat mir sehr geholfen. 

 

Psychisches Leiden ist noch immer ein Tabuthema. Vielleicht liegt es daran, dass unser Gegenüber keine Verletzung, keine körperliche Einschränkung, kein Gebrechen sieht.

Du hast ein Buch über deine Angstzustände geschrieben und wie du lerntest, damit umzugehen. Außerdem berichtest du sehr ehrlich und offen in den sozialen Medien über deine damalige Situation. Wann hast du dich dazu entschlossen, die Panikattacken und die Angst öffentlich zu machen?

 

Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wann ich mich dazu entschieden habe. Ich weiß nur, dass ich irgendwann gemerkt habe, dass es mir besser geht, wenn ich offen über meine Gefühle rede. In der Zeit, in der es mir so schlecht ging, war ich für Außenstehende „Everybodys darling“. Ich habe innerlich geweint aber nach Außen gestrahlt. Das hat meinen Zustand nur noch verschlimmert, weil ich meine Gefühle unterdrückt habe. Für manche Leute bin ich vielleicht zu transparent auf Social Media und zu privat, aber das ist mein Weg, der mir gut tut. Ich möchte nicht mehr vorgeben, etwas zu sein, was ich nicht bin. Wenn es mir schlecht geht, geht es mir schlecht. Wenn es mir gut geht, geht es mir gut. Es gibt so viele Menschen in einer ähnlichen Situation. Es leiden so viele unter Panik. Ich möchte ihnen zeigen, dass es einen Weg daraus gibt und auch sie es schaffen können, ihre Träume zu leben.

Würdest du dich inzwischen als „geheilt“ bezeichnen? Und kann mensch das überhaupt so sagen?

Ich vergleiche mich immer mit einem trockenen Alkoholiker. Ich würde mich selbst nicht als geheilt bezeichnen. Ich habe wie gesagt noch ein paar Dinge, die mir Angst machen. Aber es ist nur noch Angst, oft auch eher Respekt, keine Panik mehr und nichts was mich extrem beeinflusst. Meine letzte richtige Panikattacke ist sicherlich schon drei Jahre her, obwohl ich zum Beispiel in der Pandemiezeit gemerkt habe, wie sie sich wieder versucht etwas einzuschleichen. Mir ist bewusst, dass sie jederzeit mal wieder kommen kann, die Panik. Aber ich weiß jetzt damit umzugehen.


Informationen und Hilfe erhalten Betroffene unter anderem bei folgenden Stellen:

Die erste Anlaufstelle, bei einem Verdacht auf Panikattacken oder eine Angsterkrankung sollte dein Hausarzt sein.

Unter der 0800 - 111 0 111 erreichst du aber auch jederzeit jemanden bei der Telefonseelsorge. Ebenso bietet der Verein Deutsche-Angsthilfe telefonische oder digitale Beratung (anonym) an. Informationen dazu findest du auf der Website des Vereins. Die Selbsthilfeberatung kann jedoch keine Fachberatung ersetzen.

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